Freitag, 13. Juli 2018

/.../ Stella Polaris

Der echte Nordstern

In einer klaren Sommernacht, Sicht hin
zum Nordstern
Ich erwähnte es schon: Arubeki Sugata setzt man in der westlichen Welt bildlich mit dem Nordstern gleich. Den echten Nordstern, Stella Polaris, findet man am Himmel der nächtlichen Nordhalbkugel. Habt ihr diesen Stern schon einmal bewußt wahrgenommen? Nach Sonnenuntergang, vielleicht in einer lauen klaren Sommernacht? Ihr dreht euch nach Norden hin um und dann wird's spannend. Ihr hebt den Kopf und schaut nach oben. Das ist gar nicht so einfach, denn erstmal hat man den Kopf noch voll mit irdischem. Aber was man dann sehen kann, wenn es wirklich dunkel geworden ist (und nicht allzuviel künstliche Beleuchtung die Nacht verschmutzt), ist überwältigend. Kleine winzige leuchtende Nadelstiche. Hunderte! Jetzt dürft ihr euch nur nicht von der 'Schwerkraft' des irdisch-alltäglichen ablenken lassen - schaut weiter hoch, seid neugierig und betroffen von der Weite.
Was sind das für Erscheinungen da über mir, jedes Pünktchen eine Welt, ganze Weltenmeere. Wie weit ist das alles weg und was verbirgt sich hinter alledem? 
Gigantisch - und ich Winzling hier unten habe - was für ein Glück - die Freiheit und die Rahmenbedingungen mir das anschauen zu dürfen - und zu staunen. 

Das ist nicht selbstverständlich!

Ihr schaut also weiterhin gen Norden, schräg nach oben (wenn ihr auf dem 50. nördlichen Breitengrad lebt, so wie ich, dann inetwa auf 50 Grad Nord, ansonsten eurem Breitengrad entsprechend) und hängt euren Vorstellungen und Gedanken nach. Vermutlich habt ihr jetzt den Nordstern schon gesehen, ihn aber nur noch nicht erkannt.

Man findet ihn leicht. Kennt ihr den Großen Wagen? Das ist ein sehr markanntes Sternenbild, dass in den nördlichen Breiten immer am Nachthimmel zu sehen ist. Es sieht aus wie ein Bollerwagen, ein Kasten mit Deichsel. Die beiden hinteren Kastensterne sind der Schlüssel. Ihr zieht gedanklich eine Verbindungslinie zwischen diesen beiden Sternen, verlängert diese Strecke ca. 5 Mal in Richtung Kastenoberseite und landet bei Stella Polaris, dem Nordstern.

Der große und der kleine Wagen (Redshift 8)
Gefunden? 
Prima! 
 

Der Nordstern ist Teil des Sternbildes Kleiner Bär (Ursa Minor), das in wesentlichen Teilen ebenfalls, zufällig, einem kleinen Wagen ähnelt, und so heißt er dann auch im Volksmund: Kleiner Wagen. Der Große Wagen ist Teil des Sternbildes Großer Bär (Ursa Major). 

Man sieht es ihm nicht gleich an, aber Stella Polaris, der Nordstern, ist eigentlich ein Dreifachsternensystem, drei Sterne, die sich irgendwie umeinander drehen: Polaris A (oder Aa), Polaris Ab und Polaris B. Polaris A und Ab stehen relativ dicht beieinander und können nur mit mordernsten Mitteln, wie im August 2005 mit dem Hubble-Weltraumteleskop, bildlich dargestellt werden.

Polaris Aa und Ab, NASA
Das Dreifachsystem Nordstern steht also zur Zeit dem von der Erdachse fixierten Nordpunkt recht nah und wird ihm bis zum Jahr 2100 noch etwas näher kommen, denn die Erdachse taumelt, aufgrund ihrer rotierenden Gestalt, zyklisch kreisend, durchs All. Die Dauer eines Zyklus beträgt ca. 26 000 Jahre, das sogenannte Platonische Jahr.

Und so wird Polaris in ferner Zukunft nicht mehr dem Norden vorstehen. Im Jahr 14 000, in gut 480 Generationen, wird Wega, der hellste Stern im Sternbild Leier, irgendwem oder irgendwas die Richtung nach Norden zeigen. Den Kopf bitte noch oben lassen. 
Polaris sieht zwar winzig aus, doch er ist, verglichen mit unserer Sonne, ein Riese, ein Überriese. Er flackert im Mittel 5000-fach heller als unser Heimatstern und besitzt dessen 100-fachen Durchmesser. Uns würde es nicht geben, würden wir die Sonne durch Polaris ersetzen. Gut, dass er so weit entfernt von uns ist. 430 Lichtjahre! Das entspricht gut 27 Millionen Mal der Entfernung von der Erde zur Sonne. Wir sehen ihn heute so, wie er um 1588 wirklich war, als sein Licht vom Ende der Deichsel des Kleinen Wagen zu uns aufgebrochen ist. Gut möglich also, dass Polaris heute tatsächlich anders aussieht. Das werden unsere Nachkommen in 430 Jahren erfahren.

Und was, fragt ihr, hat das nun bitte alles mit Lean Management und Six Sigma zu tun? (Jetzt können wir unsere Köpfe wieder senken und uns den irdischen Prozessen und Zuständen widmen). 

Die Antwort: Alles und Nichts; 
Alles, weil es uns ohne die Sterne nicht gäbe, Nichts, weil es ihnen vermutlich egal ist was wir hier unten treiben. Oder nach Douglas Adams [09}: 

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Bleibt interessiert, bis bald...
Thomas

PS: weitere Daten zu Stella Polaris findet ihr natürlich auch in Wikipedia und bei der NASA!

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